Tag 15

Unser letzter Tag in Kirgistan
Tag 15 - Unser letzter Tag in Kirgistan

Für unseren letzten Tag steht ein toller Punkt auf dem Programm: Eine Wanderung im Ala Archa Nationalpark, begleitet vom besten Entomologen Zentralasiens. Voller Vorfreude stehen wir also um halb 6 auf und machen uns fertig, nur um festzustellen, dass es draußen in Strömen regnet. Die Pfade im Nationalpark sind steil und bei diesem Wetter nicht betretbar. Es wird diskutiert, was man alternativ unternehmen könnte, was sich als nicht so leicht herausstellt, weil heute ein wichtiger muslimischer Feiertag ist und Museen etc. alle geschlossen haben. Der Entomologe, ein sympathischer Professor wie aus dem Bilderbuch lädt uns in die Akademie der Wissenschaften in Bischkek ein, um uns Aufnahmen und Stücke aus seiner Sammlung zu zeigen. Angesichts des Mangels an Alternativen nehmen wir diese Einladung gerne an.

Das Biologische Institut sieht aus wie ein Museum über Schule in lange vergangenen Zeiten. Für Begeisterung sorgen allerdings die ersten Toilettenschüsseln, denen wir seit Anfang unserer Reise begegnen. In seinem Büro zeigt uns der Wissenschaftler einige Bilder und Videos von seiner Arbeit und beantwortet unsere Fragen bezüglich unserer Beobachtungen. Uns wurde nicht zu viel versprochen: Zu jedem Bild, das wir ihm zeigen, nennt er aus dem Kopf den lateinischen Namen und erzählt von Besonderheiten des Tieres. So stellt sich heraus, dass nicht die rote Spinne von Tag 11 die gefährliche Karakurt (eine schwarze Witwe) war, sondern eine unscheinbare Schwarze, die mir in der Picknickpause, als Kenny sie gefangen hat, nicht einmal ein Foto wert war. Während er stolz auf seinen Fang ist, nehme ich mir vor, mich für den restlichen Aufenthalt in diesem Land von jeglichen Spinnen fernzuhalten. Sicher ist sicher. Zum Mittagessen entfliehen wir dem Regen in ein Café, wo wir für sehr wenig Som sehr gut essen.

Als sich die Wolken am Nachmittag endlich lichten, machen wir einen Ausflug zu einem Weiher außerhalb der Stadt, wo man sehr gut Vögel beobachten kann. Unser Gruppenleiter, der ja Ornithologe ist, zeigt uns begeistert eine Ralle, die man nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Außerdem beobachten wir hunderte Schwalben und einige Reiher und Greifvögel. Im Anschluss werden im Gasthaus die letzten Zelte zusammengepackt und unser Gepäck flugfertig gemacht.

So vorbereitet gehen wir zur Abschlussfeier, für die extra auf die Schnelle ein Restaurant gemietet wurde. Es werden einige rührende Toasts ausgesprochen, sogar die eine oder andere Träne wird vergossen, jeder dankt jedem und alle sind sich einig, dass wir zusammen eine tolle Zeit hatten. Während der Wodka flaschenweise geleert wird, probiere ich ein Glas kirgisischen Rotwein. Dass er mir schmeckt ist allerdings wahrscheinlich ein Zeichen, dass es sich nicht um sonderlich guten Wein handelt.

In der Nacht werden wir, teilweise noch stark angeheitert, zum Flughafen gebracht, wo um 5:30 unser Flieger abheben soll. Die Verabschiedung am Flughafen ist ein wenig eilig, da alle sehr müde sind, aber sehr herzlich. Nach und nach löst sich die Gruppe auf, wir steigen in die Maschine. Und während wir abheben und endlich in einen lang ersehnten Schlaf fallen, geht über Bischkek gerade die Sonne auf.