Tag 7

Reis und Baumwolle
Tag 7 - Reis und Baumwolle

Die Nacht war angenehm warm und so ist auch der Morgen. Nach dem Frühstück gehen wir ein Stück spazieren und besichtigen einen Kurort, wo ein heimischer Professor uns die Heilquellen zeigt. Der Erzählung nach wurden sie von Jehova hier geschaffen und haben für Männer heilende und für Frauen verjüngende und verschönernde Wirkung. Leider schmeckt das Wasser, das wir natürlich kosten, furchtbar, sodass wohl niemand von uns genug trinkt, um von dieser Wirkung zu profitieren. Anschließend spazieren wir durch einen natürlichen Pistazienwald, bevor wir uns auf dem Weg ins Tal machen. Dort besuchen wir eine Farm, auf der Reis und Baumwolle angebaut und geerntet werden. Außerdem treffen wir dort den wohl niedlichsten Hund des Landes. Den frisch geernteten roten Reis, der für Kirgistan typisch ist, begleiten wir auf seinem Weg in eine Fabrik, wo er sortiert und geschält wird. Hungrig von diesem Anblick kehren wir in einem Café ein, wo wir uns mit unserer Essensbestellung extrem beeilen müssen, weil sämtliche Mitarbeiter zum Mittagsgebet müssen. Wir bekommen Maultaschen und Spieße, natürlich alles mit Fleisch, und nur auf besondere Nachfrage vegetarische Nudeln mit Gemüse. Das Essen ist köstlich und die Portionen groß. Umgerechnet zahlt jeder inklusive Getränke 3 Euro.

Die Sonne scheint und angesichts der 34 Grad, die das Thermometer auf dem Marktplatz anzeigt, hat es niemand sonderlich eilig, in die Banja (eine Art russische Sauna) zu fahren, die für uns an diesem Abend reserviert ist. Auf dem Markt finden wir neben etlichen Stoffen und Kleidungsstücken auch Lebensmittel. Ich kaufe ein Kilo vom roten Reis, den wir heute Morgen noch auf dem Feld gesehen haben und Gewürze aus der landestypischen Küche. Der Weg im Bus zur Sauna ist schon an sich eine solche. Dort angekommen werden wir in kleine geschlechtergetrennte Gruppen aufgeteilt und in Séparées geschickt, in denen es je eine Sauna, eine Dusche und einen Aufenthaltsraum mit einem kalten Becken gibt. Die Sauna tut gut, aber die Dusche und das frische Wasser sind das wirkliche Highlight. Zum ersten Mal auf dieser Reise fühle ich mich wirklich sauber.

Erfrischt und gut gelaunt geht es zurück zum Gasthaus, wo uns erneut ein köstliches Essen erwartet. Meine Sorge, hier ohne Fleisch auszukommen, hat sich als völlig unbegründet herausgestellt, ich esse hier sogar besser als zuhause. Abends unterhalten wir uns auf unseren Zimmern, es kommt ein wenig Klassenfahrt-Stimmung auf. Unser Reiseleiter kündigt an, er werde dringend in der Uni gebraucht und werde uns morgen mit seiner Dolmetscherin verlassen müssen. Stattdessen begleite uns ab morgen ein deutscher Biologe, auf den wir uns vor allem wegen seines Fachwissens freuen, schließlich ist die heimische Flora und Fauna eines unserer größten Interessen, das bisher etwas zu kurz gekommen ist. Erwartungsvoll legen wir uns das zweite Mal in unserem freundlichen Gasthaus schlafen.