Tag 5

Raus aus der Kälte
Tag 5 - Raus aus der Kälte

Früh am Morgen weckt uns unsere Gastgeberin. "Salam", sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln und öffnet die Tür der Jurte. Der Blick nach draußen blendet, denn alles ist weiß und bedeckt mit Eis und Schnee. Bei diesem Anblick gepaart mit der klirrenden Kälte, die sich sofort in der Jurte breitmacht, fällt es nicht gerade leichter, aus dem Schlafsack zu steigen und sich umzuziehen. Doch eine Wahl haben wir nicht, wenn wir unseren Brei wollen. Nach dem Frühstück bekommen wir einige spannende Informationen über die Jurte und was ihre Tradition für Kirgistan bedeutet. So ist das Tündük, die obere Öffnung der Jurte, ein Symbol für die friedliche Einigkeit zwischen den vier Himmelsrichtungen und Teil der Nationalflagge.

Anschließend verabschieden wir uns von den Nomaden und machen uns mit dem Bus auf den Weg abwärts. Die Straßen hier verdienen die Bezeichnung teilweise ganz und gar nicht. Statt eines Busses fühlt man sich eher wie auf einem Rodeobullen, einige reißt es tatsächlich fast von den Sitzen. Gepaart mit der Höhe ist es kein Wunder, dass mir bald ziemlich schlecht wird. Als ich deshalb für eine Weile meine Augen schließe, werde ich wenig später durch lauten Jubel aufgeschreckt: Da sind sie! Direkt neben der Straße läuft eine ganze Herde Kamele, getrieben von einem Hirten. Wir haben gelernt, dass ein einzelnes Kamel die Last einer ganzen Jurte tragen kann, deshalb verstehe ich allmählich den Wert dieser Tiere für die Einheimischen. Ich selbst genieße einfach nur den Anblick der beeindruckenden Tiere, die ich in dieser Landschaft nie erwartet hätte.

Nach der langen Busfahrt bin ich am Nachmittag erleichtert, meine Beine wieder ausstrecken zu können und genieße den festen Boden unter meinen Füßen. Überrascht stelle ich fest, dass sich das Klima innerhalb weniger Stunden Fahrt komplett verändert hat. Hier ist es mild und sonnig, immer noch umgeben von Bergen, doch bewachsen und insgesamt lebendiger. Wir nutzen die letzten Strahlen der Sonne, um uns im Fluss zu waschen, das erste Mal seit unserer Abreise in Köln. Wäre unser Leitungswasser nur annähernd so kalt und braun wie hier, würde ich die Dusche verweigern, hier ist es eine wahre Wohltat und meine körperliche Verfassung und Stimmung verbessert sich schlagartig. Abends sitzen wir alle länger zusammen draußen als sonst und gehen am Ende nur ins Zelt, weil wir wissen, dass morgen um 7 die Zelte abgebaut werden müssen und unsere Reise weitergeht.