Tag 13

Überfahrt mit Aussicht
Tag 13 - Überfahrt mit Aussicht

Morgens packen wir unsere immer noch feuchten Zelte zusammen und stellen fest, dass wir die ganze Nacht auf einer kleinen Kröte gecampt haben, die aus unerfindlichen Gründen völlig unversehrt weg hüpft. Wir versammeln uns zu einem Vortrag über die heimische Auenwald-Flora. Die Früchte, die die Hornissen und andere Insekten so anziehen, sind die Beeren einer Ölweide, die auch für Menschen essbar sind. Ich koste eine, sie schmeckt furchtbar. Den Rest des Tages verbringen wir mit der Fahrt Richtung Bischkek.

Der Weg führt uns entlang eines Flusses durch einige kleine Dörfer, über Felder bis hin zu einem schneebedeckten Gebirgspass. Dort steigen wir aus, genießen den Ausblick und bemerken nicht einmal unsere völlig unpassende Kleidung. Ein Stück weiter treffen wir eine weitere Nomadenfamile mit furchtbar niedlichen Kindern.

Abends zelten wir wegen des Regens nicht wie geplant, sondern übernachten bei privaten Bekannten unseres Leiters auf dem Fußboden. Dort ist es eng, aber trocken und freundlich. Abends sitzen wir alle zusammen und haben Zeit, unsere Fragen über die kirgisische Kultur zu stellen. So erfahren wir zum Beispiel, dass es hier als äußerst unanständig gilt, sich öffentlich die Nase zu putzen, dass man Brot nie auf den Boden legt und sich nicht über eine Türschwelle die Hände reichen darf. Außerdem sprechen wir über die immer noch ausgeübte Tradition der Brautentführung, bei der der Mann seine Angebetete kurzerhand in seine Jurte verschleppt, wo sie mit ihm verheiratet wird. Dies wurde uns gleich zu Beginn der Reise schon angekündigt mit der Warnung, vor allem als Mädchen nicht allein draußen herumzulaufen. Entführt wurde aber niemand von uns. Nachdem wir diesen und vielen andere interessante Bräuche kennengelernt haben, ist es schon spät geworden und so schlafen wir einer nach dem anderen ein.