Tag 4

Erkundung des Song Köl Gebiets
Tag 4 - Erkundung des Song Köl Gebiets

Mit dem Erlöschen der Glut schwindet schnell die Wärme in unserer gemütlichen Jurte. Trotzdem erwachen wir alle wohlbehalten und dicht aneinander gedrängt. Doch als im am Morgen nach draußen trete, bin ich erneut überwältigt von der Weite. Soweit das Auge reicht die riesige Ebene, auf einer Seite der fast meerähnliche See, direkt daneben kalte Wüstenlandschaft und im Hintergrund schneebedeckte Berggipfel, die gar nicht mehr so fern scheinen. Überall verstreut grasen Schafe, Ziegen, Pferde und Esel. Trotz des Anblicks sticht die Kälte durch alle meiner 5 Kleidungsschichten. Wir werden zur Geduld ermahnt, wenn die Wolken sich erst lichten, werde es angenehm warm. Kurz darauf fallen erste Schneeflocken in meinen Haferbrei. Dick eingepackt lauschen wir einem Vortrag über die Region, das Leben der Nomaden und die Viehzucht in Kirgistan. Anschließend machen wir uns erneut auf die Suche nach den Kamelen, weil gestern im Vorbeifahren eines gesichtet wurde. Enttäuscht finden wir an dieser Stelle aber nur trockene Graslandschaft, die Nomaden, die das Kamel besitzen, sind mitsamt Jurte und Vieh weitergezogen. Wenn man in Kirgistan ein Kamel besitzt, erfahren wir, zeugt das von großem Reichtum. Dies ist ein Grund, warum unsere einheimischen Führer uns unbedingt eines zeigen wollen.

Auf der Fahrt zu einem der Berge, auf denen wir wandern wollen, beginnt es zu regnen. Trotzdem steigen wir aus. Der Kirgise, der seinen Hut inzwischen angesichts der Temperaturen gegen eine Mütze ausgetauscht hat, erklärt uns, das Wetter im Gebirge sei wie eine zickige Frau, launisch und unberechenbar. Keine Minute später scheint wieder die Sonne. Die Bewegung tut gut, allerdings spüre ich bei jedem Schritt die ungewohnte Höhe. Mein Puls rast, ich schnappe nach Luft. Langsam muss ich Schritt für Schritt nehmen, damit mein Kreislauf nicht schlapp macht. Oben auf dem Berg grasen ein paar junge Kühe. Dort kehren wir um und machen uns auf den Weg zurück zu den Jurten. Quer durch die Tundra passieren wir hunderte Tiere, und tatsächlich wird uns unterwegs richtig warm. Nach dem Essen zeigt uns das unglaublich niedliche Kind der Nomaden stolz seinen Esel und die Schafherde, die es mit dem Vater in das Gatter treibt.

In der Nacht tobt ein Gewitter über uns, das heftiger ist als jedes, das ich bisher erlebt habe. Ich bin nicht sicher, ob dies an der Höhe liegt oder der Tatsache, dass uns nur ein paar Schafhäute vom tosenden Unwetter trennen. Jedenfalls ist es beeindruckend, wie geborgen man sich trotz allem in der Jurte fühlt und wie gut wir erneut auf dem gefrorenen Boden schlafen.