Tag 1

Ankunft in Kirgistan
Tag 1 - Ankunft in Kirgistan

Wir haben es geschafft.
Nach einer sehr unkomfortablen Anreise in zwei engen, klapprigen Flugzeugen, Sorgen um unser Gepäck und einer Mischung aus freudiger und ängstlicher Aufregung erreichen wir das so fremde Kirgistan. In der Hauptstadt Bischkek werden wir nach der Landung von uniformierten Wachleuten empfangen und kontrolliert, die unser nervöses Lächeln zwar nicht erwidern, uns aber willkommen heißen. Als wir dann am Flughafen erst unser Gepäck und dann die anderen Teilnehmer der Exkursion fanden, fällt die erste Anspannung, die uns während der gesamten Reise den Schlaf geraubt hat, von uns ab. Die Müdigkeit macht sich langsam bemerkbar und während unsere Körper sich auf die Nacht einstellen, geht in Bischkek langsam die Sonne auf.

Eine hübsche, junge Kirgisin stellt sich als Dolmetscherin vor und führt uns zu einem Fahrzeug... Nennen wir es einen Bus, einen Jeep mit 30 Sitzen. Dort werden wir unserem Fahrer und einem Professor für Landwirtschaft vorgestellt, einem sympathischen Kirgisen mit einem lustigen, hohen Hut. Die Fahrt geht los und ich weiß immer noch nicht sicher, was uns in den nächsten Wochen erwartet. An Schlaf ist nach wie vor nicht zu denken. Der Bus ruckelt durch Kirgistans Hauptstadt und ihre Vororte. Die Gebäude wirken völlig willkürlich und unfertig, es ist kein klarer Baustil oder eine Funktion der Gebäude zu erkennen, von denen einige nicht einmal die Bezeichnung verdienen würden. Dabei wohnen hier immerhin 874.000 Menschen, was immerhin ein Sechstel der gesamten kirgisischen Bevölkerung ist. Wir halten kurz, um Geld zu wechseln (für 50 Euro bekommen wir 3500 Som) und Trinkwasser zu kaufen. Unser erstes Lager befindet sich offenbar auf einem verlassenen Sportplatz, jedenfalls ragen ein Fußballtor und zwei Basketballkörbe aus dem kniehohen Gras, in dem wir erschöpft unser Zelt aufbauen.

Am liebsten würden wir erstmal in unsere einladenden Schlafsäcke krabbeln und all die Eindrücke der langen Reise verarbeiten. Aber die Teilnehmer, die bereits seit gestern hier sind, kommen gerade dick angezogen - viel dicker als wir, die eine solche Kälte nicht erwartet haben - aus ihren Zelten. Der Duft des warmen Milchreises zieht uns zur Köchin, die uns mit ihrem Mann als Fahrer während der gesamten Fahrt begleiten und versorgen wird. Sie wirkt sehr herzlich und der köstliche, warme Brei ist genau, was wir jetzt brauchen. Neben Schlaf, den wir so schnell nicht bekommen werden. Nach dem Frühstück lernen wir Organisator der Exkursion kennen, der uns einen allgemeinen geografischen Vortrag über Kirgistan hält. Und während Müdigkeit und Kälte an uns nagen, erhalten wir Informationen über Landwirtschaft und Geologie des Landes. Statt eines schönen Mittagsschlafes fahren wir danach im Bus zu einem beeindrucken Bergpanorama. Berge sieht man hier so weit das Auge reicht, was nicht verwunderlich ist, weil wir erfahren, dass 94% der Landefläche aus Gebirge besteht. An einem Feld hören wir einen Vortrag über Bewässerungstechnik und den Anbau von Zuckerrüben. Außerdem erfahren wir von der deutsch-kirgisischen Geschichte, die durch Deportationen im zweiten Weltkrieg beeinflusst wurde, die zur Folge hatten, dass es eine kleinen Anteil deutschstämmiger und deutschsprachiger Kirgisen gibt.

Nach dieser Menge an Informationen würde ich das Essen am Abend am liebsten schwänzen und direkt ins "Bett" fallen, doch die heiße Kohlsuppe mit viel Gemüse schmeckt und wärmt wunderbar. Es ist inzwischen dunkel und wirklich kalt, doch als wir endlich zähneklappernd auf unseren Isomatten liegen, fallen wir sofort in einen tiefen, lange überfälligen Schlaf.