Ito

Unsere airbnb Unterkunft in Futo hätten wir uns nicht schöner wünschen können. Der traditionelle Tatami Raum ist sehr geräumig und stilvoll dekoriert, mit Blütenbildern an der Decke, die die Gastgeberin Joelle selbst auf Seide gemalt hat.

Joelle ist eine sehr freundliche ältere Französin, die hier mit ihrem Japanischen Mann im Haus seiner Vorfahren lebt. In die Beherbergung von Gästen steckt sie offensichtlich viel Herzblut, denn das Zimmer ist besser vorbereitet als so manches Hotel, sie gibt uns eine englische Karte der Gegend und berät uns, was wir während unseres Aufenthaltes unternehmen können. Das Frühstück, das sie uns an diesem Morgen zubereitet, ist ohne Übertreibung eines der besten, die wir je gegessen haben.

Wir entschließen uns, am Tag zu Fuß die Küste der Izu Halbinsel zu erkunden und gehen einen ca 10 km langen Wanderweg am Meer entlang. Dieser führt uns �ber wackelige Hängebrücken durch teilweise dschungelartigen Wald, immer wieder mit Blick auf die atemberaubende Brandung an den dunklen Felsen.

Kenny freut sich über einige Insekten und Spinnen, die wir unterwegs finden, ich noch mehr über ein paar wilde Katzen, die an einer Bucht herumstreunen. (Anmerkung Kenny: Das ist eine Jorogumo Spinne, die sich laut einem ziemlich verstörenden japanischem Volksglauben in eine verführerische Frau verwandeln kann und so Menschen als ihre Beute anlockt.)

Am Abend fahren wir in ein Onsen. Onsens sind traditionelle japanische Bäder, die uns von jedem empfohlen wurden, dem wir erzählt haben, dass wir nach Japan fahren. In ihnen wird ausschließlich nackt und daher geschlechtergetrennt gebadet, darum müssen wir uns im Aufzug trennen. Kenny steigt also im 3. Stock aus, ich fahre in den vierten. Als ich den Vorraum allein, komplett bekleidet und mit Rucksack und Kamera betrete, fühle ich mich gleich sehr fehl am Platze, da sämtliche Japanerinnen hier nackt sind. Ich gehe also zum Schließfach, um mich auch auszuziehen. Nachdem ich alles im Fach verstaut habe, stelle ich fest, dass ich für die Benutzung eine Münze brauche, die ich nicht habe. Ich spreche also etwas unbeholfen (und eben nackt) willkürlich andere Mädchen an und wedele mit einem tausend-Yen-Schein. Irgendwann bekomme ich zum Glück Hilfe beim Wechseln und kann mich endlich auf den Weg in den eigentlichen Badebereich machen. Dort wird zunächst im Sitzen und sehr gründlich geduscht, nicht diese kurze Alibi-Dusche aus unseren Schwimmbädern, sondern richtig mit Seife und Shampoo und Schrubben. Logischerweise kann ich keine Fotos vom Badebereich machen, aber es ist wirklich wunderschön - auf der offiziellen Website kann man sich aber einen ganz guten Eindruck verschaffen. Im Außenbereich ist ein großer Pool, der zum Meer ausgerichtet ist und randlos einen Panoramablick auf den Pazifik bietet. Drinnen gibt es ebenfalls ein solches Becken hinter Glas, ebenso wie einige Whirlpools und kleine runde Jacuzzis mit besonderem Wasser wie Salz- oder Rosenwasser. Dieses hat eine Temperatur von mindestens 40 Grad, was für mich und, wie ich später erfahre, für Kenny ebenfalls, schon nicht mehr angenehm ist. Ich bin vermutlich der unentspannteste Mensch an diesem Ort der Entspannung, weil ich es nie länger als eine Minute in einem Pool aushalte und so von Becken zu Becken hüpfe. Irgendwann setze ich mich sogar in das Becken mit Eiswasser, das für die Saunanutzer bereit steht. Sehr angenehm ist aber, dass Handtücher, Seife, Shampoo und etliche Kosmetikprodukte gratis und für alle bereitgestellt werden. Nach der steinigen Wanderung und dem Erlebnis im heißen Bad freuen wir uns heute mehr denn je auf unsere Tatami-Matten-Betten!

Nach unserem zweiten reichen Frühstück bei Joelle verabschieden wir uns herzlich von ihr und ihrem Mann. Anschließend gehen wir - wie wir das in nahezu jedem Urlaub tun - in den Zoo. Das Izu Animal Kingdom & Cactus Park scheint uns dafür eine gute Adresse.

Es gibt ein paar lustige Shows, in denen sich Kinder mit Tieren messen können, zum Beispiel Slalomlaufen gegen eine Ratte, Klimmzüge gegen einen Papagei etc (Spoiler: die Tiere gewinnen), oder dressierte Tiere Kunststückchen vorführen.

Manche Tiere, wie Pfauen und Totenkopfäffchen, laufen frei im Park herum und sorgen hin und wieder für Aufregung, wenn zum Beispiel ein Affe jemandem sein Essen klaut.

Andere leben auf kleinen Inseln, in Tierhäusern oder Streichelgehegen. Dort haben es mir vor allem die Capybaras angetan, die ich sonst nur von Bildern kannte und die in natura mindestens genauso liebenswert und entspannt wirken und sich bereitwillig von uns streicheln lassen.

Direkt gegenüber vom Park liegt der Berg Omuro, ein ehemaliger Vulkan, der einmal jährlich komplett niedergebrannt wird und deshalb nur von Gräsern und nicht von Bäumen und größeren Pflanzen bewachsen ist. Hier fahren wir mit einem Sessellift hoch und gehen fröstelnd einmal um den Krater herum.

Von oben hat man einen guten Ausblick über die Küstenlandschaft und in den Krater hinein, wo sich Bogenschützen zum üben treffen.